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EM-Splitter: Polen-Trio verletzt, Torwartfrage offen

Nasri bereut Torjubel nicht - Cassano entschuldigt sich

EM-Splitter: Polen-Trio verletzt, Torwartfrage offen

Eine von drei angeschlagenen polnischen Stammkräften: Eugen Polanski.

Eine von drei angeschlagenen polnischen Stammkräften: Eugen Polanski. Getty Images

Polen: Drei Verletzte und zwei Bewerber für den Platz im Tor

Das intensive 1:1 gegen Russland hat bei der polnischen Nationalmannschaft Spuren hinterlassen: Eugen Polanski (Knieprellung), Dariusz Dudka (Bauchmuskelzerrung) und Damien Perquis (Knieprobleme) trugen allesamt Blessuren davon, deren Schwere noch nicht endgültig geklärt ist. Momentan gehe man davon aus, dass das Trio im abschließenden Gruppenspiel gegen Tschechien auflaufen könne, so Teamsprecher Tomasz Rzasa.

Offen ist dagegen, wer in Breslau das polnische Tor hütet. Wojciech Szczesny, die nominelle Nummer eins, die ihre Rotsperre abgesessen hat? Oder Przemyslaw Tyton, der als Ersatzmann gegen Griechenland (1:1) einen Elfmeter hielt und auch gegen Russland überzeugte (kicker-Note 2)? Trainer Franciszek Smuda wollte sich am Mittwoch noch nicht festlegen. "Wir haben von Anfang an gesagt, dass Wojciech Szczesny die Nummer eins ist. Es besteht eine Chance, dass er gegen Tschechien spielt."

Schweden: Entwarnung bei Ibrahimovic

Erst die Schrecksekunde, dann sogleich die Entwarnung: Schwedens Kapitän Zlatan Ibrahimovic (30) musste am heutigen Mittwoch das Training im Dynamo-Stadion von Kiew wegen Problemen am linken Oberschenkel abbrechen. Schwedens Teamsprecher Hans Hultman beschwichtigte aber umgehend. Ibrahimovics Einsatz im zweiten Vorrundenspiel am Freitag gegen England in Kiew (20.45 Uhr) sei "absolut nicht" gefährdet. "Zlatan hatte nach dem Spiel gegen die Ukraine (1:2) Probleme mit dem Oberschenkel, deshalb trug er heute eine Bandage. Er wird im Hotel weiter behandelt", ergänzte Hultman.

Petr Cech

Gepatzt und verletzt: Petr Cech ist angeschlagen, kann aber wohl gegen Polen ran. getty images

Aufatmen bei Tschechien: Rosicky und Cech nur angeschlagen

Tschechien hatte beim 2:1-Erfolg gegen Griechenland zwei verletzte Leistungsträger zu beklagen. Tomas Rosicky musste am Dienstag zur Pause raus. Er hatte einen Schlag auf die Achillessehne erhalten. Der Fahrt ins Krankenhaus schloss sich Torhüter Petr Cech an, der beim Gegentor der Griechen patzte. Der Champions-League-Sieger des FC Chelsea klagte nach der Rückkehr ins Hotel über Schulterschmerzen und wurde ebenfalls in der Klinik untersucht. Am Mittwochmittag gab es leichte Entwarnung. Tschechiens Teamarzt Petr Krejci, erklärte, bei beiden Spielern habe es keinen besonderen Befund gegeben. Er bezifferte die Einsatzchancen "Stand heute bei 75 Prozent".

Schweden: Wilands Hintern sorgt für Schlagzeilen

Ein nicht ganz jugendfreier Trainings-Gag hat in Schweden für Wirbel gesorgt. Weil Ersatztorhüter Johan Wiland im Spielerkreis beim Ball hochhalten einen Fehler beging, wurde er von seinen Teamkollegen abgeschossen - und das auf ganz besondere Art. Der 31-Jährige musste sich mit heruntergelassener Hose hinknien, seine Kameraden durften aus 16 Metern versuchen, seinen Allerwertesten zu treffen. Aus Spaß wurde jetzt Ernst: Die Boulevardzeitung Expressen veröffentlichte am Mittwoch ein Video von der Szene, zuvor hatte der schwedische Verband (SvFF) noch versucht, die Veröffentlichung zu verhindern. Lars Arrhenius, Generalsekretär der Anti-Mobbing-Gesellschaft Friends, kritisierte die Aktion der Spieler. "Das ist unglaublich schlechtes Benehmen. Die Spieler sind Helden für zig Tausende von Jungs und Mädchen in ganz Schweden. Ich denke nicht, dass sie zeigen sollten, dass sowas okay ist", sagte er. Der frühere Nationaltorhüter Thomas Ravelli dagegen verteidigte das Spiel namens "gris" (Schwein). "Mir leuchtet ein, dass das für manche nach Mobbing aussieht. Aber das ist es absolut nicht", sagte er. Ob die Schweden wohl bei einem Sieg gegen England (Freitag, 20.45 Uhr) auch wieder an Humor gewinnen?

Schwulenfeindliche Äußerung: Cassano entschuldigt sich

Ernsthafteren Ärger löste Enfant Terrible Antonio Cassano aus. Wegen seiner schwulenfeindlichen Äußerungen haben Vertreter italienischer Homosexuellen-Organisationen seinen EM-Ausschluss gefordert. "Vielleicht sollte ihn der Nationalcoach nach Hause schicken", sagte unter anderem der Ehrenpräsident der Organisation Arcigay, Franco Grillini. Cassano hatte am Dienstag in der Casa Azzurri in Krakau auf die Frage eines Reporters gesagt: "Ich hoffe, dass keine Schwulen in der Mannschaft sind!" Schon am Abend ruderte der Milan-Angreifer aber zurück. "Das tut mir aufrichtig leid. Ich wollte niemanden beleidigen", ließ der 29-Jährige mitteilen. Schwulenfeindlichkeit sei ihm fremd. Auslöser des Eklats war die Behauptung des schwulen Fernsehmoderators Alessandro Cecchi Paone, wonach in der Squadra Azzurra zwei schwule und ein bisexueller Fußballer spielten. "Ich hatte eine Beziehung zu einem der Nationalspieler. Und der hat mir gesagt, dass es noch einen Schwulen in der Mannschaft gibt", bekräftigte Cecchi Paone am Dienstagabend in einem Radio-Interview.

Nasri: Non, je ne regrette rien

Provokationen sind auch Samir Nasri nicht gänzlich fremd. Wegen seines unflätigen Jubels gegen kritische Journalisten hat er aber keine größeren Gewissensbisse. "Er bereut es nicht, aber er gibt zu, dass er ungeschickt war", sagte sein Vater Abdelhamid Nasri dem Radiosender RMC Sport über die Geste beim 1:1 zum EM-Auftakt gegen England. "Ich habe ihm erklärt, dass es nicht die beste Art ist, zu reagieren." Der 24 Jahre alte Mittelfeldspieler hatte sich nach seinem Ausgleichstreffer am Montag in Donezk wütend den Finger über die Lippen gelegt und kritische Journalisten von der "L'Equipe" so zum Schweigen aufgefordert. "Der 'Halt dein Maul'-Jubel ist eine Erinnerung daran, inwiefern Spieler einen Schub aus Kritik erhalten können", schrieb die angesprochene Sportzeitung und titelte 'Tief getroffen'.

184 Festnahmen nach Krawallen in Warschau

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Bei den schweren Ausschreitungen vor dem EM-Gruppenspiel am Dienstag zwischen Gastgeber Polen und Russland (1:1) hat die Polizei nach offiziellen Angaben 184 Personen festgenommen. Zehn Personen wurden verletzt, darunter ein Deutscher. Das bestätigte der Warschauer Polizeisprecher Maciej Karczynski dem SID am Mittwochmorgen. In polnische Medien war von 15 Verletzten die Rede. Es schwebe jedoch keiner in Lebensgefahr. Bei den heftigen Auseinandersetzungen, die nach Provokationen polnischer Hooligans während eines Fanmarsches von über 1000 russischen Anhängern zum Nationalstadion entbrannten, hatte die Polizei hart durchgegriffen. Sie setzte Wasserwerfer, Tränengas und Gummigeschosse gegen die Hooligans ein, die die Beamten mit Flaschen und Steinen bewarfen.

Keine Zwischenfälle in Charkow

Die Nacht vor dem Klassiker zwischen Deutschland und den Niederlanden ist hingegen bisher friedlich verlaufen. In der ostukrainischen Millionenstadt kam es zwischen den Fans zu keinerlei Auseinandersetzungen. In der Fanzone feierten alle Fans gemeinsam bis tief in die Nacht. Insgesamt werden jeweils rund 10.000 Zuschauer aus beiden Ländern in Charkow erwartet, der Großteil wird allerdings erst heute mit mehr als 70 Flugzeugen und vollbesetzten Zügen eintreffen. "Es waren deutlich weniger Fans in der Stadt als am Vorabend des Spiels in Lwiw gegen Portugal. Die deutschen Fans sind langsam eingetröpfelt, während die niederländischen Anhänger noch in der Überzahl waren, da viele nach dem ersten Spiel in Charkow geblieben sind", so Michael Gabriel, Leiter der Koordinationsstelle Fanprojekte (KOS). Mit Ausschreitungen wird auch im Verlauf des Tages nicht gerechnet.

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