WM

WM 2022: Ära von Luis Suarez und Edinson Cavani geht zu Ende

Uruguay steht vor dem Aus

Eine Ära geht zu Ende: Suarez und Cavani bleiben blass

Konnten keine Akzente setzen: Luis Suarez und Edinson Cavani. 

Konnten keine Akzente setzen: Luis Suarez und Edinson Cavani.  IMAGO/Xinhua

Aus Katar berichtet Jörg Wolfrum

Der Vergleich könnte nicht trauriger ausfallen: 2018 war Edinson Cavani im Achtelfinale von Sotchi gegen Portugal mit zwei Treffern der Matchwinner beim 2:1, nicht zu halten war der Angreifer gewesen und hatte Superstar Cristiano Ronaldo in den Schatten gestellt. Am Montag in Doha war der 35-Jährige nur noch ein Abklatsch des unwiderstehlichen Stürmers von damals, und wie ihm erging es der gesamten Celeste und damit auch dem gleichaltrigen, erst in der zweiten Hälfte eingewechselten Luis Suarez.

Keine wirkliche Chance hatten die beiden Altstars, es war einer dieser Abende, die überdeutlich aufzeigten, dass bei den einstigen Größen die Zeit für das allerhöchste Niveau abgelaufen ist. Vergebene Kontermöglichkeiten statt Zug zum Tor, Ärger über Misslungenes statt Jubel prägten ihre Aktionen, Cavani stand bei seiner Auswechslung lange noch auf dem Platz - ganz, als wolle er das Ambiente noch etwas genießen. Als er dann abging, vergaß er sogar, die Kapitänsbinde weiterzugeben. Alles lief schief.

"Das ist bitter. Eigentlich hätten wir mehr Potenzial. So ist das eben im Fußball, manchmal klappt es, manchmal nicht", sagte Cavani nach dem 0:2 gegen Portugal lapidar. Die Frage ist, wie oft er in der Nationalmannschaft noch die Chance haben wird, es zu versuchen.

Denn der Celeste droht das Aus. Seinem Team fehlte es, "mutig aufzutreten, ins Eins-gegen-eins zu gehen, über die Außen zu kommen, wie in den Qualifikationsspielen", gestand auch Nationaltrainer Diego Alonso. Wann hatte man solches schon einmal gehört über eine Celeste? Auch und gerade über eine Mannschaft mit den Kämpfern Suarez und Cavani auf dem Platz, wenn auch der eine, Suarez, an diesem Abend in der 72. Minute für den anderen, Cavani, eingewechselt worden war.

"Mit Facundo Pellistri und Giorgian de Arrascaeta wurden wir besser." Pellistri ist 20, er kam für den 36-jährigen Abwehrchef Godin, de Arrascaeta ist 28 Jahre alt, und die Aussage von Nationaltrainer Diego Alonso steht, wenn auch ungewollt, sinnbildlich dafür, dass ein Generationswechsel ansteht bei Uruguay nach dieser WM, auch wenn die Genannten keine Stürmer sind.

Erst mal geht es am Freitag aber gegen Ghana. "Wir wollen den Sieg, mit allen Mitteln, die wir zur Verfügung haben. Es wird hart, aber wir werden alles versuchen, um zu gewinnen", betonte Alonso.

Cavani: "Wir haben Potenzial für mehr"

Bei der WM 2010 in Südafrika machte Uruguay im Viertelfinale gegen Ghana ein historisches Spiel, die Celeste gewann 4:2 im Elfmeterschießen, zu dem es gekommen war, weil Luis Suarez in der letzten Minute der Verlängerung per Hand auf der Linie in bester Torhüter-Manier einen Treffer verhindert hatte. Der damals 23-jährige Stürmer sah dafür Rot, die Fußball-Welt schrie kurz auf angesichts des vermeintlichen Unrechts, dass ein Sünder auch noch weiterkommt, doch Uruguay war es egal, schaffte es erstmals seit 40 Jahren ins Halbfinale. Auch, weil Sebastian "der Verrückte" Abreu den entscheidenden Elfmeter extrem locker verwandelte.

Ewig her, doch Suarez und Cavani sind noch immer dabei. Godin, damals Ersatz, ist sogar noch Abwehrchef und der eigentliche Anführer der Celeste 2022. Und der damalige Stammkeeper Fernando Muslera sitzt zumindest noch auf der Bank.

Für sie alle wird es am Freitag gegen Ghana der letzte Auftritt in der Celeste, es sei denn, der zweimalige Weltmeister schafft doch noch die Qualifikation für das Achtelfinale. "Wir haben Potenzial für mehr", sagte Cavani noch am Montag. Es hörte sich an wie Wunschdenken.