Frauen

1. FC Nürnberg steigt direkt wieder aus Frauen-Bundesliga ab

Remis gegen Bayern und Schiri-Kritik bleiben

Ein zu mutiges Ansinnen: Nürnberg steigt direkt wieder ab

Am Ende reichte es nicht: Der 1. FC Nürnberg ist in die 2. Liga abgestiegen.

Am Ende reichte es nicht: Der 1. FC Nürnberg ist in die 2. Liga abgestiegen. IMAGO/foto2press

Eigentlich hätte der Spielverlauf am 23. März in Köln sinnbildlich bestens gepasst. Einen 3:0-Vorsprung verspielte der 1. FC Nürnberg da nach der 79. Minute gegen den Effzeh, kassierte den Ausgleich in der Nachspielzeit und brachte sich um alle Mühen.

Doch weil Club-Stürmerin Medina Desic tatsächlich noch das 4:3 erzielte, kam im Tabellenkeller zwischenzeitlich wieder Spannung auf. Plötzlich lag der fränkische Aufsteiger wieder in Reichweite des rettenden Ufers, Hoffnung keimte. Am Ende aber doch vergebens.

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Die erhoffte Aufholjagd blieb aus, die Heimspiele gegen die SGS Essen (0:4) und am Montag gegen RB Leipzig (0:1) gingen verloren. Spätestens seit der knappen Niederlage gegen den Mitaufsteiger aus Sachsen rückte das Ziel Klassenerhalt in weite Ferne.

Überhaupt war es die Heimschwäche, die den Nürnbergerinnen zum Verhängnis wurde. Kein Heimsieg, nur zwei magere Pünktchen und eine gruselige Tordifferenz von 5:30 vor heimischer Kulisse lautete die ernüchternde Bilanz im heimischen Max-Morlock-Stadion.

Drei verhängnisvolle Verletzungen

Durch die 0:4-Niederlage am Sonntag beim FC Bayern München steht fest, dass das Abenteuer Bundesliga für die Elf von Thomas Oostendorp nach nur einem Jahr wieder vorbei ist. Sechs Punkte Rückstand auf den 1. FC Köln lassen sich am letzten Spieltag nicht mehr aufholen.

Die Club-Frauen starteten nach dem euphorisch gefeierten Aufstieg im vergangenen Sommer mit dem geringsten Etat aller zwölf Bundesligisten ins Oberhaus. Entsprechend ging man mit einer blutjungen, weitgehend unerfahrenen Mannschaft (nur drei Akteurinnen hatten überhaupt schon Bundesligaspiele bestritten) das Abenteuer 1. Liga an - im steten Bewusstsein, dass das Abstiegsgespenst ständiger Begleiter sein würde und der Klassenerhalt einer Sensation gleichkäme.

Trotzdem gingen die Fränkinnen auf Nichtabstiegsplatz zehn in die Winterpause. Die sportliche Führung verstärkte den Kader, holte etwa die belebende Amira Arfaoui von Bayer 04 Leverkusen sowie die wuchtige isländische Nationalspielerin Selma Sol Magnusdottir für die Sechserposition. Zwei gute Griffe, die dem Nürnberger Spiel sichtlich guttaten. Doch Arfaoui riss sich Anfang April bei der Schweizer Nationalmannschaft den Meniskus und fehlte in der entscheidenden Phase der Saison.

Anders als Duisburg hielt der FCN meistens mit

Das Verletzungspech blieb den Club-Frauen die gesamte Saison über treu. Beide Torhüterinnen, Lea Paulick (Schulter) und Kristin Krammer (Meniskus), fehlten mit schweren Verletzungen lange, ebenso die Top-Scorerin der Vorsaison, Nastassja Lein (Syndesmose).

Ein Highlight hingegen: das 1:1-Remis im Dezember gegen den Meister FC Bayern, der seitdem übrigens sämtliche Bundesliga-Spiele gewann. Große Schlagzeilen schrieb der FCN aber ansonsten nur, als er strukturelle DFB-Defizite anprangerte und - gemeinsam mit anderen Klubs - männliche Referees in der Frauen-Bundesliga forderte.

Drei Siege aus 20 Spielen stellen letztendlich die Bilanz eines Absteigers dar. Auch wenn der FCN ganz anders als Mitabsteiger MSV Duisburg lange Tuchfühlung zum rettenden Ufer halten konnte und in vielen Partien mithielt, oftmals nur knapp und unglücklich unterlag wie beim 1:2 gegen Bayer Leverkusen im Februar oder beim 0:1 am 3. Spieltag beim VfL Wolfsburg.

Dauerbrennerin May hört mit 24 auf

Für den Sportlichen Leiter Osman Cankaya ist die Erfahrung auf höchstem nationalen Level von unschätzbarem Wert und der Abstieg keine Katastrophe, sondern Teil des Nürnberger Wegs. Kurzfristiges Ziel ist der ersehnte Heimsieg im Saisonabschluss gegen Schlusslicht Duisburg.

Dieser würde auch die Karriere von Dauerbrennerin Jessica May würdig abrunden. Die Verteidigerin, die seit fünfeinhalb Jahren in keinem Ligaspiel auch nur eine einzige Sekunde verpasst hat, beendet ihre Karriere in diesem Sommer mit 24 Jahren. Sie möchte sich auf ihre Karriere als Grundschullehrerin konzentrieren.

pab, Martin Bauer

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