WM

Dort Idowu, hier Armani: Wie in der Kinderkrippe - Endspiel in der Gruppe D zwischen Argentinien und Nigeria

"Endspiel" zwischen Argentinien und Nigeria

Dort Idowu, hier Armani: Wie in der Kinderkrippe

Fast wie in der Kinderkrippe: Nigerias Bryan Idowu und Argentiniens Franco Armani.

Fast wie in der Kinderkrippe: Nigerias Bryan Idowu und Argentiniens Franco Armani. imago

Aus St. Petersburg berichtet Jörg Wolfrum

Beim 4:2 gegen Argentinien hat er im November in Krasnodar sein einziges Länderspieltor gemacht in bislang acht Einsätzen, wenn das mal kein gutes Omen ist aus nigerianischer Sicht. An diesem Dienstag nun kehrt Bryan Idowu in seine Heimatstadt St. Petersburg zurück. "Der Treffer damals gibt mir Vertrauen, der Sieg gibt uns Vertrauen. Aber das war ein Test, mehr nicht. Jetzt geht es um alles."

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Argentinien Argentinien
4
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Nigeria Nigeria
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2:0 hat Nigeria zuletzt gegen Island gewonnen - nun ist das "Endspiel" mit Argentinien da. "Alles kann passieren", sagt Idowu, Sohn eines nigerianischen Vaters und einer russisch-nigerianischen Mutter bei der Rückkehr in die Stadt, in der er 1992 geboren wurde. In Bryans Kindheit ging es dann nochmal kurz zurück nach Nigeria. Doch dort fand sich die Familie nicht zurecht, das Geburtsland Russland wurde also wieder die Destination für den heutigen Profi.

Idowus Rückkehr in seine Geburtsstadt

Hier hatte der Linksverteidiger für Dinamo St. Petersburg gespielt, die letzten Jahre bei Amkar Perm. Nun ist er zurück in seiner Geburtsstadt: "Ich fühle mich bestens." Die Eltern und Freunde habe er schon getroffen, sogar "meinen besten Freund". Alle wollten ihm und Nigeria helfen. Ergo: "Ich möchte dies zurückzahlen."

Unklar ist jedoch, ob Idowu überhaupt auflaufen wird gegen Argentinien. Denn beim Sieg gegen Island handelte er sich eine unnötige Gelbe Karte ein, zur zweiten Halbzeit kam dann Tyronne Ebuehi, der Nationaltrainer Gernot Rohr beeindruckte und der nach der WM von Den Haag zu Benfica Lissabon wechselt. Idowus Zukunft ist derweil offen, weil sein Klub Amkar keine Lizenz bekam. Aktuell ist er vereinslos.

Mit 32 Jahren: Armani vor Debüt

Bei Nigeria und Idowu die Heimkehr, bei Argentinien das Debüt: Franco Armani, der Torwart von River Plate aus Buenos Aires dürfte seinen ersten Einsatz im Nationalteam machen. Wobei der fast 32-Jährige eigentlich fast schon ein Kolumbianer ist, nach zuletzt acht Jahren bei Atletico Nacional in Medellin, fünf Meistertiteln und einem Sieg in der Copa Libertadores. In Kolumbien ist er ein Star, nun soll er Argentinien retten, zumindest den Kasten sauber halten und damit die Basis schaffen für den Achtelfinaleinzug. Und mehr noch: "Das ist unser erstes Finale von fünf bis zum WM-Titel", hatte Nationaltrainer Jorge Sampaoli am Tag vor dem Spiel getönt.

Im Januar erst war Armani wieder nach Argentinien zurückgekehrt, seine Geburtsstadt ist Casilda, in der Provinz Santa Fe. Da kommt auch Sampaoli her. Irgendwie ist dieses abschließende Gruppenduell zwischen Nigeria und Argentinien auch eine Reminiszenz an die Kinderkrippen. Dort Idowu, hier Armani. "Spielen und maximal Spaß haben" möchte er, sagt Armani. Wie im Hort, denkt man sich.

Aber ist ja gut. Der Druck ist riesig, besser der Keeper bleibt gelassen angesichts der Erwartungshaltung nach dem Mega-Patzer von Willy Caballero beim 0:3 gegen Kroatien. "Ich möchte den Moment leben." Als Jugendlicher sei die Seleccion ein Traum gewesen, nun "stehe ich hier". Sagte es am Vortag des Spiels in St. Petersburg - und saß dabei. Die Ruhe selbst. "Ich fühle mich bereit und technisch gut ausgerüstet. Ein Torwart heute muss beides haben: halten und mit den Füßen spielen können, wenn nötig, den Spielaufbau einleiten." Er könne das, "ich habe von allem etwas. Ich fühle mich bereit". Was soll er auch sagen? Jetzt gilt es.

Sampaoli hatte ja eben getönt: "Wir werden Argentiniens beste Version sehen bei dieser WM." Dazu beitragen soll der Debütant Armani. Für Caballero, den Unglücklichen. Bestätigt hat das Sampaoli nicht. Aber er ließ es durchblicken. Bleibt abzuwarten, wie viele von den "Historicos", den Historischen, sonst noch raus müssen - oder mit auf dem Platz dürfen. "Es ist ein delikater Moment für Argentinien", hatte Sampaoli eingeräumt. "Daher wäre es logisch, wenn die Erfahrenen spielten." Aber es spräche auch vieles für neue Impulse. Wo er Recht hat, hat er Recht.