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"Art und Weise bemerkenswert": Paderborns Regionalliga-Start

Erstmals in der Regionalliga dabei

"Die Art und Weise ist bemerkenswert": Paderborns U 21 ist derzeit bester Aufsteiger

Ilyas Ansah (links) und Sturm-Kollege Moritz Flotho: Paderborn stellt die zweitbeste Offensive.

Ilyas Ansah (links) und Sturm-Kollege Moritz Flotho: Paderborn stellt die zweitbeste Offensive. IMAGO/Fotografie73

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Auch, wenn es zuletzt gegen Borussia Mönchengladbach II durch einen in der Nachspielzeit verschossenen Elfmeter keine Punkte gab, spätestens mit dem 4:1-Erfolg über den Wuppertaler SV aus der Vorwoche merkte die Liga auf. Drei Punkte hinter der Spitze reihte sich der SC Paderborn II zu diesem Zeitpunkt ein, stellte zudem mit 16 Toren die beste Offensive - und das als Liga-Neuling. Denn die Ostwestfalen treten erstmals in ihrer Geschichte mit ihrer zweiten Mannschaft in dieser vierthöchsten Klasse an.

Auch der Abschied von Aufstiegstrainer Thomas Bertels noch vor Saisonstart (ihn zog es zur U 17 des FC Schalke 04) brachte das Team dabei nicht aus dem Konzept. Nachfolger Dennis Schmitt hielt den Oberliga-Dritten der Vorsaison in der Spur, ließ die jungen Paderborner in der neuen Liga nicht nur erfolgreich, sondern vor allem überraschend stabil agieren. "Dank einer intensiven Vorbereitung sind unsere Jungs gut gestartet", bestätigt auch Ayhan Tumani (51). Bisher seien es fast immer hart umkämpfte und enge Spiele gewesen, fügt der sportliche Leiter des NLZ an, zeigt sich selbst aber auch überrascht von seinem ältesten Ausbildungsjahrgang: "Jeder einzelne Punkt in der Regionalliga muss hart erarbeitet werden. Die Art und Weise, wie die Mannschaft sich als Einheit präsentiert, ist bemerkenswert."

Langsam, aber stetig

Der erstmalige Aufstieg in die Regionalliga war dabei kein "Zufallsprodukt", sondern die Folge eines konkreten Plans. Der liege, betont Tumani, zwar weiterhin darin, "sich als Ganzes stetig zu entwickeln. Das Ziel Aufstieg in die Regionalliga war aber spätestens für 2024 vorgesehen." Doch auch in den letzten Spielzeiten, in denen die U 21 als Oberligist eine wohl eher untergeordnete Rolle im Gesamtkonzept spielte (das Profiteam war in dieser Zeit immerhin auch in Liga eins vertreten), sei der Austausch zwischen der Profi- und der Nachwuchsabteilung "sehr gut" gewesen, wie der sportliche Leiter einordnet: "Der gesamte Klub hat sich schon immer für die U 21 ausgesprochen. Die Tatsache, dass wir jetzt eine Liga höher spielen, eröffnet uns nochmal mehr Möglichkeiten, sowohl für das NLZ als auch für den Profibereich."

In den letzten Jahren ging es zwar langsam, aber vor allem stetig bergauf für Paderborns "Zweite". Seit Beginn der Nullerjahre machte man sukzessive den Satz aus der Landes- in die Westfalenliga, von dort in die Ober- und nun in die Regionalliga - das erklärte Ziel des SCP für seinen Nachwuchs: "Die Regionalliga ist in ihrer Struktur und in der Qualität nah dran am Profibereich und bietet unseren Jungs das ideale Umfeld für den nächsten Schritt", erklärt Tumani. Denn: "Das oberste Ziel ist immer die Heranführung unserer Talente an das Profiteam."

Nicht nur Ansah im Fokus

Natürlich setzt auch Paderborn etwa mit Vincent Gembalies (23), Dominik Bilogrevic (24) und Adrian Bravo Sanchez (29) auf eine (vergleichsweise) erfahrene Achse, beim 4:1-Coup gegen Wuppertal standen aber acht Akteure auf dem Platz, die aus den eigenen Jugendmannschaften stammen. Für alle Spieler im Übergangsbereich gelte dabei dasselbe, sagt Tumani: "Jeder kann sich über seine Leistungen in der U 21 die Teilnahme am Training der Profis und Weiteres erarbeiten."

"Weiteres" gelang zuletzt Ilyas Ansah, der 2022 von den Sportfreunden aus Siegen in die SCP-U-19 wechselte und sich nicht erst mit seinen bisher vier Regionalliga-Saisontoren in den Fokus schoss. Schon vor Rundenstart im Juni stattete der SCP den 18-Jährigen mit einem Profivertrag aus; Benjamin Weber, Geschäftsführer Sport in Paderborn, nannte den großgewachsenen Angreifer in der zugehörigen Meldung "eines der gefragtesten Talente in ganz Deutschland." Während also seine U-21-Kollegen am Freitagabend bei Gladbach II antraten, stand Ansah 370 Kilometer Luftlinie entfernt in Magdeburg auf dem Platz, feierte beim 1:1 gegen den ansässigen 1. FC sein 89-minütiges Zweitligadebüt für Paderborn. Nicht der einzige Spieler in der Schnittstelle: Mit Medin Kojic nennt Tumani ein weiteres spannendes Talent; der 17-Jährige läuft regelmäßig in der U 21 auf, gab aber schon im Februar sein Profi-Debüt.

Dass Tumani ein Auge für Potenziale hat, ist dem 51-Jährigen aufgrund seiner bisherigen Vita zuzutrauen. Der ehemalige Zweitligakicker (Arminia Bielefeld, Hannover 96) war nach seiner aktiven Zeit in verschiedenen Rollen unterwegs, war Jugendtrainer im Amateurbereich, Assistenzcoach im höheren Fußball (Fenerbahçe Istanbul unter Christoph Daum, Sturm Graz unter Peter Hyballa), an der DFB-Akademie und zuletzt als Scout bei Arsenal London. Seit September 2017 ist der lizenzierte Fußballlehrer nun NLZ-Leiter bei den Ostwestfalen: "Meine Erfahrungen aus dem Profibereich helfen mir in meiner jetzigen Funktion. Die Arbeit mit jungen Spielern und vor allem die Begleitung unserer Trainer, die sich weiter entwickeln wollen, erfüllen mich mit großer Freude", sagt er. "Man wächst mit den neuen Zielen und Herausforderungen."

Jan Mauer

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