DFB-Pokal

Bremer SV: Keeper Seemann erreicht dennoch sein Minimalziel

"Den Ball kaum gesehen"

Bremer SV: Keeper Seemann erreicht dennoch sein Minimalziel

Insgesamt achtmal musste Malte Seemann (Mi.) hinter sich greifen, trotzdem erreichte der Torhüter sein Minimalziel. Hier erzielt Jamal Musiala das zwischenzeitliche 2:0 für den FC Bayern. 

Insgesamt achtmal musste Malte Seemann (Mi.) hinter sich greifen, trotzdem erreichte der Torhüter sein Minimalziel. Hier erzielt Jamal Musiala das zwischenzeitliche 2:0 für den FC Bayern.  imago images/MIS

Spätestens, als Ugo Nobile in der 77. Minute nach einer Notbremse gegen den sonst nicht zu stoppenden Münchner Malik Tillman mit Rot vom Platz musste, wurde den allermeisten der 10 093 Zuschauer an diesem nasskalten Pokalabend im Weserstadion noch einmal warm ums Herz. Der Innenverteidiger des Bremer SV verbeugte sich bei seinem vorzeitigen Gang zur Außenlinie in aller Richtungen und formte seine Hände zum Herz - Dankbarkeit pur an einem für die Gastgeber unvergesslichen Tag, tosender Applaus von den Rängen als Quittung, auf denen niemand wirklich traurig sein konnte über das einseitige Geschehen auf dem Rasen.

Für Malte Seemann hatte der große Tag am Morgen zunächst im Büro begonnen. Erst mittags hatte sich der Immobilienmakler ins Tageshotel begeben, wo der Verbandsligist die letzten Stunden vor dem großen Auftritt gegen den FC Bayern verbrachte. Nach dem so zähen, unendlich langen Anlauf inklusive Spielverlegung wegen einiger Coronafälle in der BSV-Mannschaft ging es dann am Mittwochabend während mit dem Anpfiff ungebremst rasant seitens des Rekordmeisters und -pokalsiegers zu. Schon nach acht Minuten führte dieser durch den torlaunigen Eric Maxim Choupo-Moting mit 1:0, im gleichmäßigen Takt ging es während der gesamten Spielzeit weiter, bis es am Ende 0:12 aus Sicht der beherzten, aber komplett chancenlosen Gastegeber hieß.

Spielersteckbrief Seemann
Seemann

Seemann Malte

Die Bayern sind unfassbar schnell, den Ball hat man kaum gesehen.

Malte Seemann

"Die Bayern sind unfassbar schnell, den Ball hat man kaum gesehen", berichtete Seemann später am Stadionmikro von seinen Eindrücken. Bereits vor zwei Jahren hatte der heute 27-Jährige eine ähnliche Atmosphäre erleben dürfen: Mit seinem damaligen Klub Atlas Delmenhorst hatte er am 10. August 2019 in der 1. Pokalrunde gegen Nachbar und Ex-Bundesligist Werder Bremen mit 1:6 verloren - vor stolzen 41 500 Fans, aber selbst nur auf der Bank sitzend.

Unter zehn Gegentore

Diesmal im Rampenlicht, machte Seemann seine Sache mehr als ordentlich, war machtlos bei den Treffern und wirkte keinesfalls wie eine hilflose Schießbudenfigur. Und genau genommen erreichte er sogar sein persönliches Ziel: "Es wäre schön, wenn wir nur einstellig verlieren", hatte der Keeper vorab geäußert. Nun, das klappte für den BSV nicht. Aber mit einer sportlich großen Geste schickte BSV-Trainer Benjamin Eta für die letzten 20 Minuten Reservetorhüter Ole Bahr aufs Feld, um auch seinem 19-jährigen Youngster ein unvergessliches Erlebnis zu ermöglichen.

So zog Seemann beim Stand von 0:8 die Handschuhe aus, blieb damit selbst unter der Marke von zehn Toren. Auf die Frage, gegen wen es denn nun als nächstes in der fünftklassigen Bremenliga für den BSV gehe, musste er später nach all der Aufregung etwas grübeln, kam aber auf die richtige Antwort. In einer Woche kehrt mit der Partie bei der Leher TS der Ligaalltag zurück. Zumindest vorübergehend. Denn auch im Bremer Landespokal ist der BSV noch am Start. Wer weiß - vielleicht gibt es für Seemann und seine Spezialisten ja am Ende eine Chance zur Neuauflage in der Hauptrunde im nächsten Jahr…

Michael Richter