Champions League

"Bayerns Arroganz täte uns gut"

Salzburg: Interview mit Alexander Zickler

"Bayerns Arroganz täte uns gut"

Vorsichtig optimistisch: RB Salzburgs Routinier Alexander Zickler.

Vorsichtig optimistisch: RB Salzburgs Routinier Alexander Zickler. imago

kicker: Am Mittwoch treffen Sie mit Red Bull in den Play-offs der Champions League auf Maccabi Haifa. Wie hoch beziffern Sie Salzburgs Chancen auf den erstmaligen Einzug in die Gruppenphase der Königsklasse, Herr Zickler?

Alexander Zickler: Derzeit auf 50:50. Ich glaube an ein hartes Stück Arbeit. Das hat unser Trainer Huub Stevens auch schon gesagt. Maccabi ist technisch eine gute Mannschaft, hungrig. Sie wird uns ähnlich viel abverlangen wie Dinamo Zagreb in der letzten Quali-Runde.

kicker: Vorausgesetzt Sie schaffen die Gruppenphase, müssen Sie sich dann auch beim UEFA-Präsidenten Michel Platini bedanken?

Zickler: Na ja, Zagreb war nicht so einfach. Aber in den Vorjahren sind wir in der Qualifikation zur Champions League an Teams wie Valencia und Schachtjor Donezk gescheitert. Da ist es jetzt für die Landesmeister nach der Änderung des Modus doch etwas besser geworden.

kicker: Haben Sie zu Beginn realisiert, dass Ihre Chancen bei dem neuen Modus größer sind?

Zickler: Ich hatte davon gehört, aber nicht daran geglaubt, weil der Modus auch schwer nachvollziehbar war. Aber wir hatten es gegen Bohemians Dublin und Dinamo Zagreb nicht leicht. Dublin war hart und in Zagreb machten wir ein Riesenspiel.

kicker: Haben Sie als 35-Jähriger überhaupt noch dran geglaubt, noch einmal Champions League spielen zu dürfen?

Zickler: Ich habe schon viel erlebt, schwere Zeiten hinter mir. In meinem Alter denkt man nur von Jahr zu Jahr. Jetzt sehe ich die Möglichkeit als Riesen-Herausforderung.

kicker: Erinnern Sie sich noch an Ihren bisher letzten Einsatz in der Königsklasse?

Zickler: Ich erinnere mich konkret eigentlich nur an die beiden Endspiele mit den Bayern. Das war 1999 und 2001. An mein letztes Spiel kann ich mich gar nicht mehr erinnern. (Es war am 13. Nov. 2002 beim 3:3 gegen RC Lens, Anm. d. Red.)

kicker: Was waren bisher die Gründe, dass RB Salzburg bisher immer außen vor blieb, wenn die Gruppenphase begann?

Zickler: Das fehlende Losglück. Wenn ich an Valencia oder Donezk denke, dann hatten die Teams schon eine andere Qualität. Bei Schachtjor kam noch viel Pech dazu.

kicker: Ist die aktuelle Mannschaft besser oder ist das dem neuen Modus geschuldet?

Zickler: Sie ist anders. Wir haben wieder mal einen anderen Trainer. Unter Stevens ist es anders als unter Trapattoni oder vor allem Adriaanse. Aber es funktioniert schon sehr gut.

kicker: Was genau hat sich unter dem neuen Trainer Huub Stevens geändert?

Zickler: Wir haben in der Vorsaison viele Tore geschossen, aber auch viele kassiert. Jetzt arbeiten wir dran, dass wir defensiv besser stehen, vor allem das Umschalten von Angriff auf Abwehr besser klappt.

kicker: Wie erklären Sie sich den Fakt, dass Sie derzeit gesetzt scheinen, während Marc Janko um seinen Platz kämpfen muss?

Zickler: Marc hat in der letzten Saison vom System mit drei Angreifern profitiert. In dieser Saison hat er auch viel Pech gehabt. Aber zuletzt in Linz hat er gezeigt, dass er wieder kommt. Er sollte ruhig bleiben, und ich helfe ihm dabei.

kicker: Halten Sie Maccabi Haifa für eine lösbare Aufgabe oder ist Vorsicht geboten?

Zickler: Auf jeden Fall Vorsicht! Die haben schon Qualität. Aber wir dürfen uns nicht verstecken und keine Angst haben. So eine gewisse Arroganz, so wie bei den Bayern, täte uns vielleicht gut.

kicker: Was wäre Ihnen wichtiger: In der Gruppenphase auf den FC Bayern zu treffen oder den Titel mit Salzburg zu verteidigen?

Zickler: Daran habe ich noch gar nicht gedacht. Sollten wir in die Gruppenphase einziehen, dann kommen natürlich harte Brocken. Aber das vergisst man beim Sprung in die "Königsklasse". Bayern wäre ein toller Gegner, aber die Titelverteidigung wollen wir nicht vergessen.

Interview: Hardy Hasselbruch