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WM 2022: Addo schützt Leader Ayew und kritisiert sich selbst

Fehlschuss des Kapitäns leitet Ghanas Vorrunden-Aus ein

Addo schützt Leader Ayew und kritisiert sich selbst

Von Otto Addo gab es Trost für André Ayew.

Von Otto Addo gab es Trost für André Ayew. AFP via Getty Images

Aus Katar berichtet Thiemo Müller

Otto Addos Abschied als Ghanas Nationaltrainer zum Turnierende stand von vornherein fest. Der vom BVB sozusagen nur ausgeliehene Ex-Bundesliga-Profi kehrt in den Trainerstab der Borussia zurück, wie der 47-Jährige nach dem 0:2 gegen Uruguay in Doha nochmals bestätigte: "Es ist eine Entscheidung für die Familie. Aktuell sehen wir unsere Zukunft in Deutschland, wir sind sehr happy in Dortmund." Die Enttäuschung des Ausscheidens in der Gruppenphase trug Addo zugleich mit Fassung: "Heute erleben wir die unschöne Seite des Fußballs. Aber ich bin sehr zuversichtlich, dass dieser jungen Mannschaft eine großartige Zukunft bevorsteht. Sie muss natürlich weiterarbeiten, sich noch in vielen Details verbessern. Doch sie wird wachsen an dieser Erfahrung und es beim nächsten Mal besser machen."

"Wer nichts vom Fußball versteht, gibt André vielleicht die Schuld."

Otto Addo

Mit die größte Verantwortung für den Spielausgang trug allerdings der Routinier: Kapitän André Ayew (32), der als einziger aktueller Akteur Ghanas bereits 2010 zum Kader zählte, bei der legendären 2:4-Niederlage im Elfmeterschießen gegen Uruguay im Viertelfinale der WM in Südafrika. Diesmal trat Ayew nach 21 Minuten zum Elfmeter an - und scheiterte kläglich an Keeper Sergio Rochet, der den Strafstoß gegen Mohammed Kudus zuvor selbst verursacht hatte. "Wenn wir da in Führung gehen, ergibt sich vielleicht ein anderes Spiel", sinnierte Addo nachvollziehbar. Der Deutung, Ayew damit zum Sündenbock zu stempeln, schob er jedoch prompt einen Riegel vor: "Wer nichts vom Fußball versteht, gibt André vielleicht die Schuld. Aber einen Elfmeter zu verschießen, ist menschlich. Ich beneide niemanden, der die Verantwortung übernimmt, zum Punkt zu gehen. André ist ein großartiger Leader, der unserem Team so viel gegeben hat."

Spielte Ghanas Team plötzlich vor allem für Südkorea statt für sich selbst?

Dass er seinen Anführer dann allerdings zur Pause auswechselte, bewertete Addo rückblickend selbstkritisch: "Vielleicht hätte ich ihn auf dem Feld lassen sollen. Bei unseren Chancen, die wir in der zweiten Halbzeit besaßen, wäre er vielleicht kaltschnäuziger gewesen. Doch wir wollten eben Frische ins Spiel bringen, und hinterher ist man schlauer." Überrascht war der Fußballlehrer dann, als ihm Journalisten von Gesprächen mit ghanaischen Spielern nach Abpfiff berichten. Diesen sei es nach der Kunde von Südkoreas 2:1 gegen Portugal in den letzten Minuten vor allem darum gegangen, nicht das 0:3 zu kassieren - aus Gründen des Fairplay gegenüber den Koreanern. Addo wiederum konnte sich solche Gedankengänge gar nicht vorstellen: "Ich weiß nicht, wer Ihnen das gesagt hat. Mir jedenfalls ging es nur um unsere Chance auf ein 2:2. Jeder weiß, dass im Fußball selbst binnen einer Minute alles passieren kann."

Fragwürdige FIFA-Aktion mit der Blitztabelle beeinflusst das Spielgeschehen

Zudem sei ihm rätselhaft "woher die Spieler gewusst haben sollten, wie es auf dem anderen Platz steht. Es kam kein Hinweis von der Bank". Für eine entsprechende Information hatte allerdings tatsächlich die FIFA gesorgt, die plötzlich eine Blitztabelle auf der Stadionleinwand einblendete. Eine fragwürdige Aktion, die das Spielgeschehen sichtlich beeinflusste: Uruguay wurde plötzlich hektisch, was Ghana diverse Konterchancen eröffnete. Die letzte Entschlossenheit fehlte aber beim Verlierer - zumindest teilweise offenbar tatsächlich mit Rücksicht auf Südkorea statt im ureigenen Interesse.