Handball

Handball-EM 2024: Wie gut ist Nordmazedonien noch?

Das macht den zweiten deutschen Gegner aus

Lazarovs Erben: Wie viel ist eigentlich vom "alten" Nordmazedonien übrig?

Er würde Deutschland gerne ärgern: Nordmazedoniens Handball-Ikone Kiril Lazarov.

Er würde Deutschland gerne ärgern: Nordmazedoniens Handball-Ikone Kiril Lazarov. imago images (2)

Aus Berlin berichtet Maximilian Schmidt

Wenn die deutsche Nationalmannschaft in ihrem zweiten EM-Vorrundenspiel am Sonntag (20.30 Uhr) auf Nordmazedonien trifft, wird den meisten Zuschauern vor allem der Name des gegnerischen Trainers ein Begriff sein. Die Normazedonier werden vom ehemaligen Weltklasse-Halbrechten und Volkshelden Kiril Lazarov trainiert. 

2. Spieltag in Gruppe A

Dieser hielt bis 2020 - als Norwegens Sander Sagosen 65-mal traf - den Rekord für die meisten Tore bei einer Europameisterschaft, bei der EM 2012 in Serbien hatte der wurfgewaltige Linkshänder 61 Treffer erzielt. Lazarov hält noch den WM-Rekord: Sagenhafte 91 Treffer erzielte der inzwischen 43-Jährige beim Turnier in Kroatien 2009. Schwer vorstellbar, dass dieser Wert noch einmal übertroffen wird. Alleine für seine Nationalmannschaft kommt Lazarov auf über 1700 Tore.

Doch auch auf Vereinsebene - unter anderem bei Veszprem, Ciudad Real und dem FC Barcelona unter Vertrag - hinterließ der Champions-League-Sieger von 2015 tiefe Spuren. Als erster Spieler überhaupt knackte er die Marke von über 1000 Toren in Europapokalwettbewerben. Der zweimalige Torschützenkönig der Champions League (2006 und 2008) ist bis heute Rekordtorschütze des Wettbewerbs mit 1462 Treffern in 246 Spielen.

Unvermeidlicher Umbruch zu moderieren

Im Sommer 2022 hängte Lazarov die Schuhe nach einer einzigartigen Karriere aber doch an den Nagel - und stürzte sich direkt in die nächste Herausforderung. Die EM in Deutschland ist sein drittes großes Turnier als Nationaltrainer. Dabei gilt es einen unvermeidlichen Umbruch zu moderieren. Von der "goldenen" mazedonischen Generation um Keeper Borko Ristovski, Spielmacher Filip Mirkulovski und Kreisläufer Stojance Stoilov ist keiner mehr übrig.

Kiril Lazarov steht jetzt an der Seitenlinie

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Generell finden sich im nordmazedonischen Kader nur noch drei Spieler wieder, die auch bei ausländischen Klubs unter Vertrag stehen. Das sind Keeper Nikola Mitrevski vom FC Porto, Rückraumspieler Filip Taleski von Benfica Lissabon und Rechtsaußen Nikola Kosteski von Talant Pilsen.

2021 begann Lazarov in Nordmazedonien als Spielertrainer, seit 2022 wechselte er komplett auf die "andere Seite". Beim Umbruch helfen kann, dass Lazarov zudem HC Alkaloid trainiert - und aus dem nordmazedonischen Klub sieben Spieler im aktuellen EM-Kader stehen.

Fünf Spieler besonders im Fokus

Besonderes Augenmerk gilt neben Keeper Mitrevski und Rückraum-Shooter Taleski (von 2017 bis 2020 bei den Rhein-Neckar Löwen und HBW Balingen-Weilstetten) drei anderen Spielern. Filip Kuzmanovski (spielte bereits in Magdeburg, Hannover und Wetzlar) bringt wie Taleski Wurfstärke aus dem linken Rückraum ein. Zharko Peshevski (von 2019 bis 2022 beim TVB Stuttgart) führt die Tradition bulliger Kreisläufer weiter und schenkte den Franzosen beim misslungenen EM-Auftakt (29:39) insgesamt sieben Tore ein. Nur eines weniger warf der wendige Mittelmann Ivan Djonov.

Taktisch zeigen sich die Nordmazedonier ebenso variabel, praktizieren seit Jahren das Sieben-gegen-sechs und stellen ihre Gegner so vor Herausforderungen. Beim Auftakt gegen Frankreich ging diese Spielidee allerdings oftmals nach hinten los, der Rekord-Weltmeister erzielte viele Treffer aufs leere Tor nach leichten Fehlern des Außenseiters.

In seiner Gegneranalyse für den kicker spricht Deutschlands Co-Trainer Erik Wudtke von einem "absolut konkurrenzfähigen Gegner". Die Franzosen hätten aber klar aufgezeigt, "dass es Mittel gibt, diese Mannschaft zu schlagen - und das ist unser Plan". Durch die Wurfgewalt aus dem linken Rückraum hat sich das Spiel Nordmazedoniens im Vergleich zu Lazarovs aktiver Zeit lediglich in der Seite aber nicht der grundsätzlichen Idee verschoben.

Glanzpunkt 2012 - Gute Erinnerungen an 2018

Die EM in Deutschland ist Nordmazedoniens siebte in Folge und die achte insgesamt. Das mit Abstand beste Resultat errang die stolze Handball-Nation noch mit Lazarov - bei der Endrunde 2012 in Serbien sprang Rang fünf heraus. Bei der vergangenen EM wurde Nordmazedonien Elfter. 

Der Direktvergleich spricht für die deutsche Mannschaft, die vier der fünf Duelle bei einem Remis gewann - das gab es allerdings beim letzten Aufeinandertreffen bei der EM 2018 in Kroatien (25:25). Den "Vorsprung" gegenüber Lazarov gilt es aus deutscher Sicht am Sonntag auszubauen. Der Linkshänder warf in seiner Karriere 182 EM-Tore, der gesamte deutsche EM-Kader bringt es auf 325.

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