Um 13.51 Uhr hatte Klaus Filbry am Sonntag bei der Mitgliederversammlung des SV Werder Bremen die Bühne betreten, rund 17 Minuten referierte er unter anderem darüber, wie es um die aktuelle finanzielle Konstitution des Klubs steht. "Nach dem Aufstieg standen wir bei unseren notwendigen Zielen - dem Verbleib in der Bundesliga und wirtschaftlicher Stabilität - vor der Frage, ob wir zugunsten des sportlichen Zieles ein überschaubares wirtschaftliches Risiko eingehen wollen. Das haben wir getan. Und das hat sich sportlich ausgezahlt", sagte der Vorsitzende der Geschäftsführung und bezog sich damit auf das negative Geschäftsergebnis, das für die abgelaufene Saison 2022/23 ausgewiesen wurde: ein Fehlbetrag von 3,8 Millionen Euro.
Wettbewerbsfähigkeit nach Bundesliga-Rückkehr besaß Priorität
Im Vorjahr noch hatte Werder ein positives Ergebnis von plus 6,3 Millionen Euro präsentieren können, ein signifikanter Unterschied bestand nun allerdings bei den Transfererlösen, die im vorherigen Geschäftsjahr noch bei 28 Millionen Euro lagen - jetzt jedoch nur noch bei 5,3 Millionen Euro, was einer erheblichen Minderung entspricht.
Um den Weg der wirtschaftlichen Konsolidierung weiterzugehen, hätten die Bremer somit eigentlich weitere Spieler verkaufen müssen. Stattdessen hielten sie den Aufstiegskader bewusst zusammen, investierten zudem in ablösefreie Neuzugänge wie etwa Amos Pieper, Niklas Stark oder 4-Millionen-Euro-Mann Jens Stage - zugunsten der sportlichen Wettbewerbsfähigkeit in der Bundesliga, der man letztlich durch den gelungenen Klassenerhalt ja auch gerecht wurde.
Für die laufende Saison wird wieder ein Plus erwartet
Um ein kalkuliertes Risiko handelte es sich dabei trotzdem - das man in Bremen aber nicht nur mit einem vergleichsweise weitaus kostspieligeren Abstieg rechtfertigt, sondern vor allem mit den beiden positiven Geschäftsergebnissen, in die das aktuelle Minus eingebettet sein wird. Nach der vergangenen Spielzeit wird auch für die laufende wieder ein Plus erwartet, voraussichtlich in Höhe von zwei bis fünf Millionen Euro.
In dieses Geschäftsjahr 2023/24 fallen dann auch die in diesem Sommer erst nach dem 30. Juni realisierten Transfers von Niclas Füllkrug (Dortmund, 15 Mio. fixe Ablöse plus 3,25 Mio. erfolgsabhängig), Ilia Gruev (Leeds), Niklas Schmidt (Toulouse) oder auch Lee Buchanan (Birmingham). Das Plus werde "den Fehlbetrag des abgelaufenen Geschäftsjahres mindestens ausgleichen", so Filbry.
Werder: Verbindlichkeiten von knapp über 20 Millionen Euro
Zwar konnte Werder durch das Angleichen der Verhältnisse auf Bundesliga-Niveau beim aktuellen Geschäftsergebnis auch in anderen Bereichen wieder beträchtliche Umsatzsteigerungen (insgesamt von 92,8 Mio. auf 115,3) verzeichnen, etwa beim Spielbetrieb (von 16,2 Mio. auf 28,1), beim Sponsoring (von 17,3 Mio. auf 30,7) oder beim TV-Geld (von 22,6 Mio. auf 38,2) - allerdings zogen eine Liga höher ebenso die Aufwendungen (insgesamt um 29 Mio. auf 122,8) an, insbesondere beim Personalaufwand (von 43,8 Mio. auf 57,2). Tendenz im laufenden Jahr weiter steigend.
Die Nettoverbindlichkeiten des von der Pandemie und dem Abstieg zwischenzeitlich enorm erschütterten Klubs belaufen sich mittlerweile noch auf knapp über 20 Millionen Euro. Die finanziellen Belastungen durch die Rückzahlungen für die Mittelstandsanleihe (ursprünglich 18.5 Mio.) und das landesverbürgte Darlehen (20 Mio.) werden die Bremer in den nächsten Jahren weiter begleiten, mindestens bis zur Saison 2026/27.
Die aufgrund eines Verstoßes gegen die Kapitalauflagen im Lizensierungsverfahren von der DFL verhängte Pönale, die sich auf unter eine Million Euro beläuft, ist im aktuellen Geschäftsjahr indes bereits berücksichtigt, weshalb das eigentliche Ergebnis etwa bei minus drei Millionen Euro gelegen hätte.