Die Rennen mit Formelautos, GT- und Tourenwagen auf dem Straßenkurs in der ehemaligen portugiesischen Kolonie am Südchinesischen Meer sorgten für jede Menge Spektakel.
Wenn aus hunderten von Kehlen der asiatischen Rennbesucher ein "Oooooohhhhh" klingt, dann weiß auch der europäische Zuschauer, der gerade nicht das Geschehen auf der Rennstrecke verfolgt, dass etwas Spektakuläres passiert. Das "Oooooohhhhh" klang am Wochenende bei der 70. Auflage des Macau Grand Prix sehr häufig, denn Spektakel gibt es auf dem engen, 6,2 Kilometer langen Straßenkurs eigentlich immer.
Formel 3: Schwerer Crash des Esten Paul Aron
Das Formel-3-Rennen, das auch Weltcup-Status des Automobil-Weltverbands FIA hat, ist das Hauptprogramm bei der Traditionsveranstaltung, der Gewinner des Rennens geht als der eigentliche Grand-Prix-Sieger in die Geschichtsbücher ein. Sorgte 2019 die deutsche Sophia Flörsch mit einem schweren Crash für Aufsehen, diesmal musste das Rennen nach einem schweren Crash des Esten Paul Aron für 50 Minuten unterbrochen werden, da die Leitplanken repariert werden mussten. Aron selbst konnte unverletzt aussteigen, der Einschlag war aber so heftig gewesen, dass sich der komplette Hinterwagen seines Autos mit Achse und Heckflügel vom Rest seines Formelautos gelöst hatte. Zudem fing der Motor Feuer, die Flammen loderten meterhoch.
Browning tritt in die Fußstapfen von Senna und Schumacher
Nachdem das Rennen wieder aufgenommen wurde, setzte der Brite Luke Browning seine Siegesfahrt fort. Tags zuvor hatte der Fahrer aus dem Juniorprogramm bereits das Qualifikationsrennen für sich entschieden, im Hauptrennen siegte er mit einer souveränen Leistung. Damit tritt Browning in die Fußstapfen von Motorsportlegenden wie Senna und Schumacher. "Mein bislang größter Erfolg, dabei wusste ich vor zwei Wochen noch nicht einmal, dass ich hier überhaupt fahren würde", sagte Browning.
Oliver Goethe, der unlängst zum neuen Red-Bull-Junior ernannt wurde, hatte das Qualifikationsrennen im hinteren Teil des Feldes beendet, nachdem ihm ein Konkurrent ins Auto gefahren war. Das Hauptrennen schloss er nach einer beeindruckenden Aufholjagd als Neunter ab. Auch im kommenden Jahr wird er in der Formel 3 antreten. Sophia Flörsch verpasste auf Platz elf nur knapp die Top Ten.
Marciellos tolles Abschiedsgeschenk
Im FIA-GT-Weltcup in Macau war der unter Schweizer Flagge fahrende Italiener Raffaele Marciello im Mercedes-AMG eine Klasse für sich. Er gewann sowohl das Qualifikationsrennen als auch den Hauptbewerb und wiederholte damit seine Leistung aus dem Jahr 2019, als das GT-Rennen in Macau zum letzten Mal vor der Pandemie als Weltcup ausgetragen wurde. Für Marciello war es ein schönes Abschiedsgeschenk für seinen Arbeitgeber, denn Macau war sein letzter Renneinsatz für Mercedes. Im kommenden Jahr wird er, obwohl noch nicht offiziell bestätigt, für BMW in der Langstrecken-WM an den Start gehen. Edoardo Mortara fuhr im Audi auf Rang zwei ins Ziel, nachdem Marciellos Markenkollege Maro Engel mit einem Getriebedefekt ausgefallen war. Rang drei ging an den Brasilianer Augusto Farfus im BMW. Bester deutscher Fahrer im Feld war Christopher Haase, der im zweiten Audi des Absolute-Teams auf Platz sieben ins Ziel fuhr.
"Macau ist einfach einzigartig"
Die in diesem Jahr erstmals ausgetragene Welttour der TCR-Tourenwagen endete mit Rennsiegen für den Ungarn Norbert Michelisz im Hyundai am Samstag und den Belgier Frédéric Vervisch im Audi am Sonntag. Im Sonntagsrennen reichte Michelisz Platz acht zum Gewinn des Fahrertitels. Die tausenden Zuschauer beim Macau Grand Prix kamen voll auf ihre Kosten, Spektakel gab es jede Menge. "Macau ist einfach einzigartig", sagte Tourenwagen-Sieger Vervisch, der auch schon 2018 auf dem Straßenkurs gewonnen hatte. "Darum komme ich immer so gerne hierhin."