Bundesliga

Kölner Verhältnisse: Bayer erlebt ungeahnten Zuschauer-Boom

Tabellenführer Leverkusen lockt wie noch nie

Kölner Verhältnisse: Bayer erlebt ungeahnten Zuschauer-Boom

Leverkusens Fans kommen wie noch nie in die Bay-Arena.

Leverkusens Fans kommen wie noch nie in die Bay-Arena. IMAGO/Team 2

Es ist eine Durchsage, die man eigentlich nur aus der Arena auf der anderen Rheinseite gewohnt ist. "Der Heimbereich ist damit ausverkauft", vermeldet der 1. FC Köln in schöner Regelmäßigkeit, wenn das Rhein-Energie Stadion mit Ausnahme des Gästeblocks bis auf den letzten Platz gefüllt ist. Die Botschaft dahinter ist eindeutig: Der FC ist so sexy, dass der Klub natürlich alle seine Tickets an den Fan bringt, sofern er denn einer der Kölner ist.

Bay-Arena "ausverschenkt": Das war einmal

Während der FC und seine Anhänger dies zurecht immer wieder stolz erwähnen und über Jahre auf die relativ schlechte Resonanz bei den Heimspielen des ungeliebten Rivalen aus Leverkusen verwiesen, dem man zudem gerne noch bei gefüllter Arena das Attribut "ausverschenkt" zuschrieb, können sich die Kölner Sympathisanten diese Sprüche inzwischen sparen. Herrscht seit dieser Saison doch auch bei Bayer ein regelrechter Zuschauer-Boom.

Bayer-Heimspiele in 2023

In der Bundesliga war bislang bei allen Partien in Leverkusen der Heimbereich ausverkauft. Der Zuschauerschnitt in der maximal 30.210 Besucher fassenden Arena liegt derzeit bei 29.747. In der Bundesligageschichte von Bayer 04 verzeichnete der Klub nach elf Spielen nur einmal einen größeren Zuspruch und zwar 2011/12 um ganze 60 mit 29.807.

Doch die aktuelle Zahl ist deutlich höher einzuschätzen. Denn während Bayer 2012 nach dem ersten Heimspiel gegen Bremen neben dem VfL Wolfsburg noch Zuschauermagneten wie den BVB, den FC aus Köln und Schalke empfing, deren Fans bei Bedarf auch immer mehr Karten als das Gästekontigent abnehmen und gegen die die Arena immer ausverkauft ist, erzielte der Tabellenführer den aktuellen Schnitt gegen Leipzig, Darmstadt, Heidenheim, Freiburg und Union Berlin, die nicht zwingend für Völkerwanderungen ihrer Anhängerschaft bekannt sind.

Erst recht nicht, wenn die Partien wie gegen die drei Letztgenannten an einem Sonntag stattfinden. Einzig die Partie gegen den Effzeh war zuschauertechnisch ein Selbstläufer.

Auch die Spiele in der Europa League ziehen viele Fans an

Zweiter Beleg für die neue Euphorie: Selbst die beiden bisherigen Europa-League-Heimspiele waren sehr gut besucht. Gegen Qarabag Agdam war ebenfalls der Heimbereich ausverkauft, einzig gegen den schwedischen Klub BK Häcken kamen "nur" 25.402 Zuschauer - an einem Donnerstag um 18.45 Uhr. In den Vorjahren hätte so eine Partie wohl etwa nur die Hälfte davon angezogen.

Bayer boomt. Und das mindestens bis zur Winterpause: Die Bundesligapartien gegen Dortmund, Frankfurt und Bochum sind bereits ausverkauft. Selbst für das DFB-Pokal-Achtelfinale gegen Zweitligist SC Paderborn und das sportlich wahrscheinlich bedeutingslose Europa-League Heimspiel gegen Molde FK gibt es derzeit nur noch vereinzelte Restkarten.

Bei den Dauerkarten nähert sich Bayer dem Verkaufsstopp

Dritter Beleg: Von den seit Freitag erhältlichen Rückrunden-Dauerkarten wurden knapp 2000 abgesetzt. Bayer steuert damit mit deutlich mehr als 21.000 Abos auf den internen Grenzwert von 22.000 hin. Dieser galt in der Vergangenheit intern als theoretische Stopp-Marke für den Dauerkarten-Verkauf, die aber nie annähernd erreicht wurde.

Jetzt muss sich der Klub mit dieser auch praktisch befassen, wären damit doch bereits knapp 73 Prozent aller Tickets fest vergeben. Die Zugriffsmöglichkeit für Gelegenheitsbesucher im Vergleich zu anderen Klubs ist damit erheblich reduziert. Doch Spiele in der Bay-Arena sollen nicht einer geschlossenen Gesellschaft vorbehalten bleiben. Zum Vergleich: Der 1. FC Köln stoppt seinen Dauerkartenverkauf immer bei 25.500 Tickets, also bereits bei etwa 50 Prozent der Stadionkapazität.

Die Auftritte der Werkself haben inzwischen jedenfalls Event-Charakter angenommen. Das Stadionerlebnis und die Stimmung haben sich extrem zum Positiven entwickelt. In Verbindung mit dem sportlichen Erfolg einer hoch attraktiv spielenden Mannschaft sowie spektakulären Einzelspielern lockt dies die Fans in Massen. Bayer 04, sportlich derzeit ohnehin das Attraktivste, was die Liga zu bieten hat, ist derzeit auch in Sachen Zuschauerresonanz sexy - und auch in diesem Bereich auf internem Rekordkurs.

Stephan von Nocks

Bilder zur Partie Bayer 04 Leverkusen gegen 1. FC Union Berlin