Conor Casey hat ein wenig Bundesliga-Geschichte geschrieben, weiß es aber wahrscheinlich gar nicht. Am 28. August 2004 gegen 16.45 Uhr sah der Angreifer eine besondere Gelbe Karte: die erste, die Dr. Felix Brych im deutschen Oberhaus zückte. Zwar hatte der damals 29-Jährige vorher schon Partien wie Mainz gegen Union Berlin oder Hoffenheim gegen Leverkusen gepfiffen, doch das war in der 2. Liga oder ein David-gegen-Goliath-Duell im DFB-Pokal.
"Ich habe sehr positive Erinnerungen an mein erstes Spiel, denn es war immer mein Ziel, die Bundesliga zu erreichen", sagt Brych, inzwischen 48, im Interview mit der Deutschen Presse-Agentur. "Ich war sehr stolz, dieses Zwischenziel erreicht zu haben. Es war der wirkliche Schritt in den Profifußball." Mit der Note 2,5 und "ohne Probleme in einem leicht zu leitenden Spiel", wie der kicker damals notierte, brachte Brych das 1:1 zwischen Hertha BSC und Mainz 05 souverän über die Bühne, bei dem unter anderem Fredi Bobic, Niko Kovac und Pal Dardai auf Marco Rose und Trainer Jürgen Klopp trafen.
Debüt mit Klopp & Co.: "Ich war froh, als die Partie vorbei war"
"Ein Spieler wird langsam herangeführt, kommt irgendwann mal in der 85. Minute zu seinem ersten Bundesliga-Spiel. Und wir Schiedsrichter stehen gleich voll im Mittelpunkt", erinnert sich Brych. "Ich war froh, als die Partie vorbei war, auch wenn sie gut gelaufen ist." So gut, dass Einsatz um Einsatz hinzukam - und Brych knapp 20 Jahre später einen Rekord vor Augen hat: Mit seinem 344. Spiel, das er schon am kommenden Wochenende leiten könnte, zieht der promovierte Jurist aus München mit Rekordhalter Wolfgang Stark gleich.

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"Das ist letztlich die größte Leistung meiner Karriere: Es ist nicht das eine Spiel wie das Champions-League-Finale (2017, Anm. d. Red.) oder eine WM-Teilnahme, sondern die lange Zeit als Profischiedsrichter", sagt Brych und betont: "Der Rekord hat für mich eine große Bedeutung. Wenn ich auf meine Karriere zurückblicke, bin ich am allermeisten stolz über diese Langlebigkeit. Der Rekord drückt eben diese Langlebigkeit aus. Und Rekorde an sich sind für mich etwas Besonderes, denn die bleiben erstmal." Zwar sollten Referees "möglichst wenig im Brennpunkt stehen", aber: "Genau wie Leichtathleten oder Schwimmer Rekorde erzielen wollen, damit sie in die Annalen eingehen, ist das auch für den Schiedsrichter ein Ziel."
"Es geht für mich nicht mehr so sehr um meine Person"
Sich selbst nimmt er trotzdem nicht mehr so wichtig. "Die Bedeutung meiner Person auf dem Platz hat für mich nachgelassen. Wenn ich an mein erstes Spiel zurückdenke, das war für mich natürlich das Allergrößte. Ich war in der Bundesliga, im Fernsehen, habe mich sehr bedeutsam gefühlt. Nach dem ersten Champions-League-Spiel war es ähnlich. Das muss man alles auch verarbeiten. Ich sehe mich jetzt ganz entspannt als Teil der Bundesliga. Es geht für mich nicht mehr so sehr um meine Person, sondern darum, das Spiel für die Mannschaften gut zu leiten."
Wie lange er das noch macht? "Der DFB und ich haben uns darauf verständigt, dass wir von Jahr zu Jahr schauen. Es freut mich und ich bin dankbar, dass ich diese Saison pfeifen kann, aber ich habe auch den Leistungs-Lehrgang tadellos absolviert", so Brych, der der seit 1999 DFB-Schiedsrichter ist, seine internationale Laufbahn aber bereits beendet hat. "Es wird nicht mehr ewig weitergehen, das geht schon biologisch nicht. Wenn ich antrete, möchte ich fit sein und wissen, dass ich die Leistung bringen kann."
Nach der Karriere will Brych sein "Wissen an jüngere Schiedsrichter weitergeben. Der Fußball braucht nicht nur gute Torhüter und Stürmer, sondern auch Schiedsrichter. Und da möchte ich unterstützen."